Anna Hege
Liebe Heidelberger*innen,
Heidelberg, dein Kopfsteinpflaster erinnert mich mit jedem Schritt, den ich gehe, an mein Anderssein. Klack-Klack-Klack dieses Geräusch erzeugt mein rechter Fuß jedes Mal, wenn er auf das Kopfsteinpflaster knallt. Wahrscheinlich hört sich das für mich lauter an als für alle anderen – ist ja auch mein Fuß. Klack-Klack-Klack macht mein behinderter Körper, wenn er auf eure Normalität trifft.
Niklas Werner Becker
Wo ist er denn?
Kästner sagte einst, "man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird." In anderen Worten: Ich habs eilig. Ich möchte die nächsten Minuten über eines der derzeit brennendsten Themen reden: Über den Linksextremismus. Keine müde Pointe, sondern mein voller Ernst. Wo ist er denn, der Linksextremismus?
Zehra Tuzkaya
In den letzten Monaten haben wir gesehen, was in Deutschland möglich ist.
Tausende von Menschen sind auf die Straßen gegangen, um gegen die Afd zu protestieren.
Auch hier in Heidelberg haben 20.000 Menschen ein Zeichen gesetzt.
Seit diesem Tag habe ich mich gefragt wie viele Heidelberger*innen am 19.02 gegen das Vergessen und für das Gedenken an Ferhat, Sedat, Said Nesar, Vili Viorel, Hamza, Kaloyan, Mercedes, Fatih und Gökhan auf die Straßen gehen werden.
Philipp Hill
Ich bin behindert und stolz.
Es ist nicht selbstverständlich, dass ich heute hier stehe und sage: Ich bin behindert und stolz.
Vielleicht bist du auch irritiert. Vielleicht fragst du dich: Behindert und stolz – passt das eigentlich zusammen? Und ich frage mich, woher all diese Zweifel stammen.
Myra Anam
Ich bin 17 Jahre alt. Ich bin ein Mensch mit Persönlichkeit, Schwächen und Stärken. Meine Lieblingsfarbe ist Rot, ich interessiere mich für Naturwissenschaften und Politik.
Meist spielt all dies keine Rolle. Ich bin eine Person of Color, eine junge Frau, muslimisch aufgewachsen und wohne in der Jugendhilfe. Das wird von anderen Menschen wahrgenommen. Nicht ich.
Yasemin Kamışlı
Wir vergessen Nie - Rede zum vierten Jahrestag des Anschlags in Hanau
Nun ist es vier Jahre her. Der rassistische Terroranschlag von Hanau ist heute vier Jahre her. Und auch nach vier Jahren, stellen wir uns die selben Fragen wie 2020, wie 2021, wie 2022, wie 2023 - wieso gibt es bis heute keine lückenlose Aufklärung? Wieso konnte der Rassistische Täter sein rechtsextremes Gedankengut ohne folgen vor dem Anschlag auf Hanaus Straßen und im Netz verteilen?
Jasmin Schellong
Hamburger haben Hunger
Mehrgewichtige Menschen und Hamburger haben etwas gemeinsam: In erster Linie sind sie einsam. Wären beide Unternehmen, hätten sie vermutlich ein Imageproblem. Als Fast-Food ohne Extra-Käse landen sie zur Hälfte unzerkaut in den Mägen der Leute. Während die Gänsekeule die materialisierte Wohlstandfamilie darstellt oder die Pizza nur erfunden wurde, um Kindern das Bruchrechnen zu visualisieren, kennt der Hamburger seinen Platz.
Claudia Luz
Es ist schön, wenn sich 18.000 Menschen von ihren Sofas erheben, um gegen Rechts zu demonstrieren. Wie großartig war es, diese Menschenmenge zu erleben, die ihre Empörung über die Potsdamer Konferenz und die dort geäußerten Deportationsphantasien lautstark zum Ausdruck brachte! Und doch beschlich mich zugleich ein Unbehagen, denn war da nicht auch Heuchelei mit im Spiel? Sind denn AfD und Konsorten plötzlich wie eine Naturkatastrophe über uns hereingebrochen?
Evalotta Flöttmann
Wir sind bei der Therapie. Die Demokratie, die Politik und Ich. „Natürlich brauchen wir dich“, die Demokratie legt ihre Hand auf meine Schultern und versucht mich zu beruhigen, „Wir wollen dir alles geben, was du brauchst, um dich frei entfalten zu können, wir wollten schon immer eine Beziehung zu dir.“ Ich werde wütend und protestiere in Richtung Politik: „Du bist nie für mich da und immer mit etwas anderem beschäftigt!“ Die Demokratie wirft der Politik einen vorwurfsvollen Blick zu, als ich frage: „Hörst du mir überhaupt zu?